P.Hubertus Tommek SJ

P.Hubertus Tommek SJ

Pater Hubertus Tommek wurde am 04.11.1940 in Albendorf (heute Wambierzyce/Polen) geboren. Albendorf/Wambierzyce ist ein Marienwallfahrtsort im Glatzer Bergland. Unmittelbar neben der imposanten Basilika des Ortes steht das Geburtshaus von Pater Tommek, ein Hotel, das von der Familie betrieben wurde.
Als die deutsche Bevölkerung 1946 Albendorf verlassen musste, kam Hubertus Tommek nach Münchehagen bei Hannover, wo er bis zu seinem 19. Lebensjahr mit seiner Mutter, seinem jüngeren Bruder und weiteren Familienmitgliedern lebte. Der Vater gilt als im Krieg vermisst.
Nach dem Abitur trat Hubertus Tommek am 26. April 1960 in den Jesuitenorden ein. Er studierte Philosophie, Theologie und Pädagogik. Am 11. Juli 1971 wurde er zum Priester geweiht.
Während eines Studienjahres in Frankreich kam er mit einem amerikanischen Mitbruder in Kontakt, der begeistert von der Charismatischen Erneuerung erzählte: von den neuen Formen des Gebets, dem Wirken des Heiligen Geistes und dem Aufblühen der Charismen.
Pfingsten 1972 erlebte Hubertus während einer persönlichen Textmeditation (Ez 37) selbst die Dynamik des Heiligen Geistes, eine Erfahrung, von der Pater Tommek sagte, dass sie sein ganzes weiteres Leben geprägt hat.
Zurück in Berlin legte er sein Lehrerexamen ab, wurde Gymnasiallehrer und gründete noch 1972 mit Pater Norbert Baumert SJ einen Gebetskreis, der bis heute existiert. Bis zu seinem Tod hat Pater Tommek jeden Mittwoch persönlich bzw. während der Pandemie im Rahmen einer Telefon- oder Videokonferenz an dem Gebetskreis teilgenommen.
Für solche Gebetskreise und kirchliche Gruppen veröffentliche Pater Tommek 1974 das Liederbuch „Preist unseren Gott“, eine Liedersammlung mit mehr als 200 Titeln neuer geistlicher Lieder, die von ihm z.T. aus dem Englischen oder Französischen ins Deutsche übersetzt worden sind. Darüber hinaus hat er biblische Texte vertont und dadurch Lieder geschaffen, die den Menschen helfen, das Wort Gottes in der Seele wirken zu lassen.
Einer Anregung aus dem Gebetskreis folgend, hat Pater Tommek in dieser Zeit in der Kreuzberger Johannes Basilika freitags eine Eucharistische Anbetung ins Leben gerufen und viele Jahre umgesetzt, mit neuen geistlichen Liedern, Stille und der Möglichkeit für sich beten zu lassen. Seit mehr als 40 Jahren treffen sich seitdem jeden Freitag Gläubige zu dieser besonderen Form der Anbetung.
Aus dem Gebetskreis heraus ist 1984 auch die Gemeinschaft Monte Crucis entstanden, deren geistlicher Leiter er war. 1988 wurde er Leiter des Exerzitienwerkes Berlin. 1989 gründete er die Christliche Glaubens- und Lebensschule, in der Exerzitien sowie Seminare zur Glaubensvertiefung und -erneuerung angeboten werden. Für seine mehrwöchigen Bibelseminare ist Pater Tommek direkt zu den einzelnen Kirchengemeinden gefahren, was von den Gläubigen dankbar angenommen wurde. Seine Seminare waren so beliebt, dass Tonmitschnitte erstellt und vervielfältigt wurden.
Die Impulse der Charismatischen Erneuerungsbewegung hat Hubertus Tommek mit wesentlichen Elementen der ignatianischen Spiritualität, wie z.B. der Unterscheidung der Geister, der Meditation/Stille fruchtbar verbunden und den Menschen geholfen, eine lebendige Gottesbeziehung zu entfalten.
Pater Tommek sind viele Gnaden und Charismen geschenkt worden. Als Exerzitienleiter und geistlicher Begleiter war er sehr gefragt, weil er – stets geleitet durch den Geist Gottes – mit Achtsamkeit, Demut, außergewöhnlicher Gebetskraft und Herzensschau bei dem Begleiteten Gottes zuvorkommende Gnade erkannte und den Menschen ins Weite führte.
Durch seine spirituellen Impulse eröffnete er vielen Menschen Wege zu einer lebendigen, tiefen Gottesbeziehung, und er erweckte auch mit seinen Liedern die Freude am Glauben.
P. Tommek wünschte sich ein tieferes Verständnis der Gläubigen für die besonderen liturgischen Zeiten und Feste, wie zum Beispiel Advent, Fastenzeit, etc. Er hat deshalb im ganzen Land – auch in der damaligen DDR – in Seminar-häusern und Zeltlagern entsprechende Angebote unermüdlich umgesetzt.
Beliebt waren auch die geistlichen Freizeiten, die er seit den 1970er Jahren an verschiedenen Orten in den Sommerferien gestaltet hat.
1993 ist er zum ersten Mal mit einer Gruppe nach Polen gefahren zu einer Freizeit, die mit einer Wallfahrt nach Albendorf verbunden war. Ein Jahr später kamen polnische Teilnehmer hinzu. Seit dieser Zeit treffen sich jeden Sommer ca. 100 Polen und Deutsche zur geistlichen Freizeit (Ferien mit Gott – wie die polnische Gruppe es nennt) und zur Wallfahrt nach Albendorf. Zur Freude von Pater Tommek wird sein Geburtshaus inzwischen von den dortigen Franziskanern als Hotel und Pilgerhaus betrieben, in dem Priesterexerzitien und Glaubensseminare angeboten werden.
Um die Jahrtausendwende zeigten sich erste Symptome einer Parkinson-Erkrankung. Mit den zunehmenden Einschränkungen gab Pater Tommek nach und nach seine Aufgaben ab, auch an die Gemeinschaft Monte Crucis, die inzwischen Träger der Glaubens-und Lebensschule ist.
Aus gesundheitlichen Gründen ist Pater Tommek 2010 in eine WG der Gemeinschaft Monte Crucis umgezogen. Er brachte sich aber weiterhin mit großer Glaubensfreude und –tiefe, dem Menschen stets zugewandt, ein. Trotz seiner Erkrankung war er als geistlicher Begleiter und Seelsorger gefragt. Als ihm das aktive Wirken nicht mehr möglich war, hat er dennoch bis zu seinem Tod an vielen Aktivitäten der Gemeinschaft teilgenommen, so an der geistlichen Freizeit in Polen, den Einkehrtagen „Zwischen den Jahren“ in Mecklenburg-Vorpommern oder am wöchentlichen Gebetskreis.
Die Krankheit raubte ihm die Sprache und die Bewegungsfähigkeit, aber sie konnte seine Anziehungskraft und seine Ausstrahlung nicht mindern. Die Intensität seiner Gottesbeziehung war deutlich spürbar und unzerstörbar.
Am Morgen des 16.04.2021 hauchte Pater Tommek ganz sanft sein Leben aus.